Tief verwurzelt

Janina aus Hefersweiler

Objekt: Apfelbaum

Wenn ich darüber nachdenke, was ich mit meinem Zuhause in Hefersweiler in der Pfalz verbinde, gehören unsere drei Apfelbäume zweifelsohne zu den Dingen, die mir zuerst einfallen. Im Grunde kann man sie nicht einmal Objekte nennen, denn eigentlich sind es ja Lebewesen, die auf der Wiese hinter unserem Haus wachsen.

Die Apfelbäume begleiten mich durchs ganze Jahr: Wenn es im Frühjahr langsam wärmer wird, bezeugen sie mit ihren schneeweißen, intensiv duftenden Blüten, dass der Frühling angekommen ist. Im Sommer spendet das dunkelgrüne, dichte Blätterdach verlässlich Schatten und im Herbst werden wir mit saftigen Äpfeln der Sorte Winterrambur überhäuft, die wir zu Saft, Mus und Kuchen verarbeiten oder einfach so essen. Nach der Erntezeit lassen sich dann aus den bunten, herabfallenden Blättern wunderbar Laubhaufen errichten, in denen meine Brüder und ich uns als Kinder stundenlang ausgetobt haben, bevor der Winter kam und die Baumkronen mit Schnee bedeckte.

Ein Ereignis, das ist mir jedoch besonders in Erinnerung geblieben ist, war der Besuch meiner Kindergartengruppe, als meine Familie Apfelsaft machte. Ich war ungefähr fünf Jahre alt. Außer mir hatte noch niemand beim Apfelsaftmachen zugeschaut, weshalb ich unendlich stolz war, den anderen erklären zu können, dass die Äpfel zunächst in einer selbstgebauten Maschine zerkleinert, dann in einer Kelter durch Muskelkraft ausgepresst und in Milchkannen gefüllt wurden. Danach wurde der goldgelbe Saft im Waschkessel meiner Großeltern durch Erhitzen haltbar gemacht und in grüne Glasflaschen abgefüllt. Meine Oma hatte mich jedes Mal beim Apfelsaftmachen auf etwas hingewiesen, dass ich für so wichtig hielt, dass ich es meinen Spielkameraden und –kameradinnen abschließend eindringlich mit auf den Weg gab: „Bitte trinkt niemals zu viel vom frischgepressten Saft, denn sonst gibt es „Dünnschiss“. Es war einer meiner schönsten Kindergartentage überhaupt.

 

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